Mietgärten in SteinbüchelWo Leverkusener ihrem Essen beim Wachsen zuschauen können

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Ein Feld ist zu sehen, dahinter ein Wald. Auf dem Feld stecken zwei Schilder im Boden. Sie weisen aus, welches Gemüse hier gesät wurde.

30 verschiedene Gemüsesorten wachsen in den Mietgärten.

Der Kauf regionaler Lebensmittel liegt im Trend. In Leverkusen-Steinbüchel ist man schon weiter: Hier kann das Gemüse selbst gezogen werden.

Es ist ein warmer Spätnachmittag am Rande des Leverkusener Stadtteils Steinbüchel. Gegenüber des Hofs Jüch, zwischen einem Feld mit Obstbäumen und einem kleinen Wäldchen, liegt ein Acker, auf den die Sonne scheint. Nacheinander kommen immer mehr Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad an dem Acker an. Sie drehen am Zahlenschloss, mit dem das Tor des Zauns gesichert ist. Nachdem sie den Acker betreten haben, machen sie sich bewaffnet mit Gießkannen und Gartengeräten daran zu schaffen.

Mietgärten: Das ist das Konzept „Meine Ernte“

Hinter dem auf den ersten Blick etwas ungewohnt anmutenden Schauspiel steht das Geschäftsmodell „Meine Ernte“. Seit 2009 vermietet dieses Unternehmen Äcker, auf denen die Mieter für einen festgelegten Zeitraum ihre eigenen Nahrungsmittel anbauen können. Die einzelnen Mieter zahlen einen einmaligen Betrag und dürfen dann ihren Teil des Ackers eine Saison von der Saat bis zur Ernte im November hegen und pflegen.

Für die Mieter gibt es gleich mehrere Gründe, sich ein Ackerstück zu mieten: Sie kommen in die Natur und an die frische Luft, lernen etwas über die Gärtnerei und können in Form ihrer Ernte auch noch fair produzierte, regionale und biologisch einwandfreie Lebensmittel mit nach Hause nehmen.

Leverkusen: Hof Jüch ist schon im 14. Jahr dabei

Die Äcker, die „Meine Ernte“ vermietet, gehören nicht dem Unternehmen selbst. Stattdessen arbeitet es mit Bauern zusammen, die ihre Flächen gegen Bezahlung zur Verfügung stellen. Auch für sie bietet das Konzept Vorteile: Sie können unbestellte Äcker nutzen und haben einen sicheren Zusatzverdienst, der unabhängig von Ernteausfällen ist.

Ein Mann steht vor einem abgesteckten Acker.

Bauer Marcus Vogel arbeitet seit 2011 mit „Meine Ernte“ zusammen.

Einer der „Meine Ernte“-Bauern ist Marcus Vogel. Er ist der Betreiber des Hofs Jüch. Seit 2011 ist er bei „Meine Ernte“ dabei und vermietet darüber einen seiner Äcker. „Die beiden Gründerinnen sind an mich herangetreten und haben mir die Idee vorgestellt“, erzählt er. Damals hatte das Unternehmen erst wenige Standorte. Mittlerweile ist es in ganz Deutschland vertreten.

30 Gemüsesorten haben die Mieter ausgewählt

Wie in den vergangenen Jahren hat sich Vogel auch dieses Mal darum gekümmert, die Pflanzensamen in den auf etwa 60 Parzellen eingeteilten Acker einzusetzen, bevor die Laien-Gärtner am Mittwoch, 8. Mai, offiziell  auf das Feld losgelassen wurden. „In diesem Jahr haben wir insgesamt 30 Gemüsesorten gepflanzt.“ Die Auswahl haben die Mieter per Umfrage selbst getroffen.

Nach der Übergabe der Parzellen liegt die Arbeit jetzt bei ihnen. Geräte stehen in einem Schuppen bereit. Wasser kann aus einem Tank abgezapft werden: „Etwas Sachverstand muss man schon mitbringen“, sagt Vogel. Alle, die Fragen haben, lädt Vogel alle zwei Wochen zu einer Sprechstunde ein. Doch mittlerweile gebe es ohnehin viele Stammieter, die aus eigener Erfahrung schöpfen können.

Alternative zum Schrebergarten

„Normalerweise muss man mindestens einmal die Woche herkommen, um zu wässern und Unkraut zu entfernen“, erklärt Vogel. Doch viele Mieter kommen öfter: „Ich bin jeden Tag da, wenn ich kann“, sagt Sabine. „Gerade jetzt, wo es so heiß ist und die Pflanzen so jung sind, habe ich immer Sorgen um meine Babys.“

Sie ist bereits das dritte Jahr nacheinander bei „Meine Ernte“ dabei. „Ich hatte im Netz nach einem Garten gesucht und gesehen, dass das ganz in der Nähe ist.“ Ein Schrebergarten sei ihr zu bürokratisch und teuer gewesen. Außerdem sei sie sowieso mehr am Gemüse als an der Rasenpflege interessiert.

Insgesamt sei sie mit dem Konzept „Meine Ernte“ zufrieden. Probleme gebe es höchstens einmal mit den anderen Mietern. Vor allem dann, wenn diese sich nicht zuverlässig um ihre Parzelle kümmern. Dann wuchere das Unkraut nämlich Stück für Stück auf die anderen Parzellen über. In den vergangenen Jahren hat sie deshalb teilweise im Laufe der Saison noch andere Parzellen und deren Ernteerträge mit übernommen: „Die Kartoffeln haben den ganzen Winter gereicht.“

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